Klicken Sie auf das DBwV-Logo um auf die Seite des Bundeswehrverbands zu kommen!

   

Sie befinden sich auf der Seite Aus der Arbeit von Jean-Loup Gassend 

 
 

 

Wir über uns
Vorstand
Veranstaltungen
Info Ruhestand
Info Reserve
Rechtsschutz
Ehrentafel
Ansprechpartner Landesverband
Standortkameradschaft Berlin
Links
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

Zeitzeugen gesucht

Bericht Umbettung

Aus der Arbeit

 

 

Oberrot und Region  

Montag, 12. April 2010


Im Wüstensand geborgen

Die letzte Spur von Richard Metzger: Abzeichen des FCO bei El Alamein entdeckt

Nach über 60 Jahren fanden Be-

duinen ein Abzeichen des Fuß-

ballclubs Oberrot im ägypti-

schen Wüstensand. Die erstaun-

liche Geschichte der kleinen Pla-

kette kam nun auf ungewöhnli-

che Weise ans Tageslicht.


ANDREAS BALKO



Oberrot. Das Bürgermeisteramt

Oberrot erhielt vor einiger Zeit eine

nicht alltägliche Anfrage von Jean-

Loup Gassend, einem Medizinstu-

denten aus dem südfranzösischen

Nizza. In seiner Freizeit stellt der

Student Recherchen über den zwei-

ten Weltkrieg an. Der angehende

französische Mediziner hat mehr-

mals das ehemalige Kampffeld in El

Alamein in Ägypten besichtigt. 1942

war es dort zu schweren Kampf-

handlungen zwischen der engli-

schen Armee und dem deutsch-ita-

lienischen Afrikakorps gekommen.


Tot im Panzer: Metzger starb am

17. Juli 1942


 

Jean-Loup Gassend (2.v.l.) mit befreundeten Beduinen bei El Alamein. Die Beduinen haben den FCO-Anstecker gefunden und warten nun gespannt auf die Geschichte, die sich dahinter verbirgt.

 

Gassend knüpfte freund- schaftliche Kontakte zu Beduinen, die heute bei El Alamein leben. Sie zeigten ihm altes Kriegsmaterial, das sie im  

Wüstensand gefundenhatten. Unter den Objekten befand sich auch ein kleiner Anstecker mit der Aufschrift „FUSSBALLKLUB OBER-ROT 1928“. Der  

Hobbyforscher kaufte ihn den Beduinen ab und versuchte herauszufinden, wem das Abzeichen gehört hatte und wie es nach Ägypten gekommen war.


Am 17. Juli 1942 ist Richard Metzger (links) aus Oberrot bei El Alamein gefallen. Ihm gehörte vermutlich das FCO-Abzeichen (Mitte), das von Beduinen im Wüstensand gefunden wurde. Rechts: Jean-Loup Gassend vor der Gedenkstätte, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei El Alamein errichten ließ. Auch Metzgers Gebeine fanden dort ihre letzte Ruhe.


Der über gute Deutschkenntnisse verfügende Gassend wandte sich dazu an die bürgerliche Gemeinde Oberrot. Die Verwaltung streckte ihre Fühler unter älteren Dorfbewohnern aus und fragte auch bei Fritz Stengelin nach, einem alteingesessenen Oberroter, der im Ort über vielfältige Kontakte verfügt. Stengelin erinnerte sich an eine Kriegsepisode, die ihm sein verstorbener Kamerad Hans Niederberger berichtet hatte. Der war im Afrikakorps Panzerfahrer und hatte bei El Alamein einen Soldaten aus einem abgeschossenen Panzer tot geborgen. Bei dem Gefallenen handelte es sich um einen Oberroter Mitbürger. Der hieß Richard Metzger und war als Funker eingesetzt.

 

Von diesem toten Soldaten, der Mitglied beim FC Oberrot war, stammt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das gefundene Abzeichen. Ob der Anstecker bei der Bergung des Leichnams oder später bei der Umbettung in den Wüstensand gefallen ist, lässt sich heute nicht mehr herausfinden.

Fritz Stengelin nahm mit Jean-Loup Gassend, der zwischenzeitlich im kroatischen Zagreb studiert, Briefkontakt auf. Gassend bat daraufhin den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ um Auskunft. Die Kriegs- gräberfürsorge teilte ihm mit, dass Richard Metzger in der 8. Kompanie des Panzerregiments 8 gedient hat und am 17. Juli 1942 während der ersten Schlacht umEl Alamein gefallen ist. In einem Brief an Fritz Stengelin teilt der Volksbund mit, dass Richard Metzger auf der Kriegsgräberstätte in El Alamein beigesetzt ist. Als Umbettungskommandos der britischen Armee nach dem Krieg die Zusammenbettung ihrer Gefallenen vornahmen, überführten sie auch italienische und deutsche Tote auf eine provisorische Gräberanlage. 1953 barg eine Arbeitsgruppe des Volksbundes weitere Tote aus verwahrlosten Friedhöfen und Feldgräbern. Der Volksbund errichtete von 1956 bis 1959 die Ehrenstätte El Alamein. Der achteckige Grundriss des Bauwerks ist der apulischen Stauferburg Castel del Monte

nachempfunden. Rund 4300 Gefallene sind dort in sieben Gruftkammern bestattet. In „Gruft 3“ haben nach Auskunft des Volksbunds auch die Gebeine des Oberroters Richard Metzger ihre letzte Ruhestätte gefunden. Jean-Loup Gassend trägt sich mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben über seine Fundstücke aus dem zweitenWeltkrieg und deren historischen wie persönlichen Hintergründen. Dann wird auch das Vereinsabzeichen aus dem Wüstensand und sein ehemaliger Träger Richard Metzger ein Andenken finden.

 

Dieser Artikel aber wird seinen Weg zu Jean-Loup Gassend finden. Er wird ihn bei seiner nächsten Reise nach Ägypten seinen Freunden, den Beduinen, zeigen, das hat er bereits angekündigt. Und er ist sich sicher: „Diese Geschichte wird die Beduinen auch interessieren.“

 

Wir danken Pfarrer Andreas Balko für seinen ausführlichen Bericht und sein Einverständnis den Artikel auf unserer Website zu veröffentlichen.